Ich mag diesen Gedanken nicht…
„Es gibt noch genügend andere Frauen“.
Ich weiß, ich hab‘ diesen Satz selber manchmal gesagt. Ich hab‘ ihn gesagt, um Kerle zu beruhigen. Um ihnen zu zeigen, dass ihr Lebensglück nicht von der Entscheidung einer Frau abhängig ist.
Und trotzdem:
Wer denkt, „Es gibt noch genügend andere“, der ist auch innerlich irgendwie gleichgültig. Irgendwie distanziert. Irgendwie arrogant zu Frauen. Nach dem Motto, „Ich frag‘ dich zwar, aber eigentlich isses mir egal was du antwortest. Ich treff‘ außer dir eh noch genügend andere Frauen.“
Und das ist wieder ein Schutzreflex. Der Reflex, sich für die Frau unnahbar zu machen, damit sie einen nicht verletzen kann. Damit man nichts fühlt.
Damit ist gar nichts gewonnen.
Du willst Schönes erleben. Also musst du Gefühle zulassen. Wenn du etwas erleben willst, über das du dich freuen kannst, musst du auch zulassen, dass du traurig bist.
Wir leben in ’ner Kultur, wo jeder ständig am liebsten ’ne Pille einschmeißen will, damit er nix mehr fühlt und einfach funktioniert wie ein Roboter. Das Problem daran ist: In so ’nem gefühlstauben Zustand magst du dir zwar Dinge zutrauen, vor denen du sonst Angst hättest. Aber du fühlst halt eben auch nix, wenn es gut läuft. Es ist dir gleichgültig, so oder so.
Mein Rat ist deshalb:
Sei nicht gleichgültig, sondern sei unbekümmert.
Gleichgültig heißt, „Mir ist egal, ob du ja oder nein sagst. Du kannst von Glück reden, dass ich dich überhaupt frage. Es gibt genügend andere Frauen außer dir“.
Unbekümmert heißt dagegen:
„Ich würde mich freuen, wenn du ja sagst. Ich denke, dass es schön wäre, dich zu treffen. Aber gleichzeitig vertraue ich in das Schicksal. Wenn du sagst ’nein‘, werde ich erst mal enttäuscht sein und traurig. Aber im Hinterkopf werde ich wissen, dass ich heute in zwei Jahren zurückschauen kann auf diesen Moment, und dann verstehen werde, warum das RICHTIG war, dass du das gesagt hast. Warum es RICHTIG war, dass wir beide uns nicht kennengelernt haben, auch wenn ich jetzt gerade, wo ich vor dir stehe, denke dass das das richtige ist für mich.“
Kurzum, es ist die Einstellung von Steve Jobs, der sagte:
„Hätte ich das College nicht abgebrochen damals, wäre ich niemals zu diesem Kalligraphie-Kurs gegangen, dann hätten Computer heute nicht die wunderschönen Schriftarten, die sie jetzt haben. Natürlich war es nicht möglich, diesen Zusammenhang damals zu erkennen, als ich noch in die Zukunft blickte. Aber zehn Jahre später ist diese Verbindung sehr, sehr klar.“
Denk mal drüber nach:
Als Steve das College abgebrochen hat, hatte er die gesamten Ersparnisse seiner Eltern dafür verprasselt. Denkst du, die Entscheidung, abzubrechen, war ihm gleichgültig? Denkst du, er hat darüber die Schultern gezuckt?
Natürlich war ihm das nicht gleichgültig! Natürlich wird er sich schlecht gefühlt haben.
Aber er hat daran geglaubt, dass dieser Schmerz im Hier und Jetzt einen tieferen Sinn hat. Er hat daran geglaubt, dass er das jetzt ertragen muss, auch wenn es unangenehm ist — weil es sein Weg ist. Er hat daran geglaubt, dass der Weg, auch wenn er an manchen Punkten sinnlos und ungerecht zu sein scheint, ihn schon an den richtigen Ort führen wird. Er hat daran geglaubt, dass das Schicksal besser weiß, was für ihn gut ist, als sein Ego. Er hat daran geglaubt, dass das, was im Kleinen „schlecht“ scheint, im Großen sich als „gut“ erweisen kann.
Und das ist was ich meine mit „Unbekümmertheit“:
Eine Frau kann sagen, „Sorry, aber ich habe einen Freund“. Und das kann dir weh tun in dem Moment. Aber das Geheimnis ist, sich von diesem Wehtun nicht erdrücken zu lassen. Es nicht zu interpretieren als ein Zeichen dafür, dass das, was du gemacht hast, falsch gewesen sei. Sondern zu begreifen, dass das eine Tür war, die du hast öffnen müssen, um zu sehen: „Nein, dieser Weg, der ist es nicht“. Aber du hast sie öffnen müssen. Sonst hättest du es nie erfahren, und hättest dich später drüber geärgert.
Steve Jobs:
„Nochmal, du kannst die großen Zusammenhänge und den Sinn hinter den Dingen nicht erkennen, wenn du nach vorn blickst. Du kannst den Sinn erst erkennen, wenn du zurück blickst. So musst du daran glauben, dass sich der Sinn der Ereignisse irgendwie in der Zukunft zeigen wird. Du musst an etwas glauben – deinen Gott, Schicksal, Leben, Karma oder was auch immer. Diese Einstellung hat mich nie im Stich gelassen und machte den erheblichen Unterschied in meinem Leben.“
Mein Freund, ich will dass du mit Gefühl durchs Leben gehst. Ich will dass du Traurigkeit erlebst und Freude. Und ich will, dass du beides als deinen Weg siehst. Ich will, dass du an deinen eigenen Weg glaubst, und an das große Ganze deines Lebens — und zwar nicht nur in deinen Triumphen, sondern auch in deinen Niederlagen.
Sei kein Roboter. Sei lebendig.