
von Leonard Baumgardt
Hört sich komisch an, nicht wahr? Man könnte ja meinen, „nett“ zu sein sei wünschenswert.
Freundlich zu sein ist wünschenswert, ja. Aber „nett“ ist meistens mehr als nur Freundlichkeit. Wer „nett“ ist, ist meistens vor allem manipulativ:
Wenn du „nett“ bist, dann tust du Sachen, weil du damit gemocht werden willst. Du bist nicht einfach nur freundlich, um dem Anderen Gutes zu tun. Sondern du bist im Hinterkopf immer bei dir selbst, und immer bei der Frage, was der Andere wohl gerade von dir denkt.
Du bist so beschäftigt damit, gemocht zu werden, dass du dich vor all den Dingen drückst, die du tun müsstest, um BEGEHRT zu werden.
Markus, einer meiner Leser schrieb mir:
Hallo Leo, ich habe eine tolle Frau kennengelernt. Sie war auch schon bei mir zuhause und ich habe für sie gekocht. Neulich habe ich sie zu einem gemeinsamen Picknick eingeladen. Wir haben uns gut unterhalten. Wir saßen beide auf der Picknickmatte, und sie sagte schließlich, sie wolle sich ein wenig hinlegen. Und dann hat sie ihren Kopf auf meine Beine gelegt, hat die Augen geschlossen und ganz glücklich gelächelt. Ich wusste, dass das der Moment war, wo ich etwas hätte tun müssen. Sie streicheln, oder sie halten, oder vielleicht sogar sie küssen. Aber ich war wie erstarrt. Ich konnte gar nichts tun. Später als wir nach Hause gegangen sind habe ich gemerkt, wie es plötzlich kühler zwischen uns beiden war. Es sind jetzt zwei Tage vergangen, und ich habe bis jetzt auch nichts mehr von ihr gehört.
Das ist das Problem des „netten Kerls“:
Er hat kein Problem damit, für sie zu kochen und ihr bei Problemen zu helfen. Diese Dinge macht er gerne – denn damit kann er nicht abgewiesen werden.
Die Frau dagegen zu berühren – ihre Hand zu nehmen, sie in den Arm zu nehmen, sie zu küssen – davor hat er Angst. Nicht, dass sie diese Dinge weniger genießen würde, als ein gutes Essen. Die Frau in dem Leserbrief hätte es sich wahrscheinlich sehnlichst gewünscht, dass Markus nicht nur all diese materiellen Sachen für sie macht – für sie kocht und sie zum Picknick einlädt etc. – sondern dass er sie auch einfach mal in den Arm nimmt, oder dass er sie streichelt, wenn sie sich an ihn kuschelt. Oder auch dass er sie küsst.
Markus hat all diese Dinge nicht gemacht. Und das, obwohl die Frau offenkundig interessiert war. Sie hat sich ja sogar an seinen Schoß gekuschelt. Sie hat ihm groß und fett gezeigt, „Markus, ich bin bereit! Ich mag dich!“. Aber er hat nicht reagiert. Er ist einfach nur erstarrt. Und sein Verhalten muss auf sie gewirkt haben wie eine Abweisung. Als ob er sagen würde, „Äh? Entschuldige? Ich dachte wir machen ein freundschaftliches Picknick hier. Dieses Auf-meine-Schoß-Gelege mag ich nicht. Bitte geh weg. Ich mag dich nicht anfassen. Picknick machen und mich unterhalten tue ich gerne mit dir. Aber körperlich möchte ich bitte keinen Kontakt“.
Sie muss sich gefühlt haben, als ob er sie hässlich findet und sich vor Körperkontakt mit ihr ekelt.
Und natürlich:
Das ist das Gegenteil von der Wahrheit! Markus hätte es sich gewünscht, wenn sich die beiden auch hätten körperlich näher kommen können. Aber er hat, als der Moment dafür gekommen war, nicht gehandelt. Und zwar deshalb, weil er Angst hatte.
Und das ist das Verhängnis des „netten Kerls“:
Ja, er tut der Frau gute Sachen. Aber er tut nur diejenigen, bei denen er sich sicher ist, dass er nicht zurückgewiesen werden kann. Für sie kochen, ihr bei Problemen helfen – all das ist kein Problem. Aber ihr zu zeigen, dass du sie begehrst, sie anfassen, oder sie zu küssen – davor drückst du dich.
Du findest alle möglichen Ausreden. „Ich bin nicht so Einer“, „Sie ist etwas Besonderes, mit ihr habe ich es nicht eilig“, oder „Ich warte noch auf den richtigen Moment“.
Du willst warten, bis du dir ganz sicher bist, dass es funktionieren wird. Aber dieser moment wird nie kommen. Du wirst dir NIE ganz sicher sein können.
Es ist immer ein Risiko.
Und das ist genau das, was so attraktiv daran ist, wenn du es tust:
Dass du ein mann bist, der den Mut hat, den ersten Schritt zu machen. Dass du etwas riskierst.
Jedesmal, wenn ich eine Frau geküsst habe, war ich mir unsicher, ob es klappen wird oder nicht. Aber ich habe schnell gelernt, dass es wichtiger ist, es zu probieren, als Fehlschläge zu vermeiden.
Und das Risiko ist eigentlich viel weniger schlimm, als du denkst. Stell dir vor, du hast das Gefühl „Das ist der Moment“. Und du handelst. Du beugst dich zu ihr für den Kuss – aber sie dreht sich weg. Dann ist damit trotzdem noch längst nicht „Game Over“. Du bist damit nicht „blamiert“ oder sonst irgendwas. Du hast ihr gezeigt, was du willst, und jetzt gerade ist sie noch nicht so weit. Du lächelst einfach, lehnst dich zurück, und ihr unterhaltet euch weiter.
Du musst aufhören zu denken, du würdest etwas Schlimmes tun, wenn du dich von einer Frau angezogen fühlst. Deine Anziehung ist nichts Schlimmes. Sondern das ist etwas Schönes.
Frauen haben nicht Angst davor, dass du sie küssen willst. Im gegenteil, das schmeichelt ihnen. Wovor sie Angst haben ist nur, dass du dich als Schwächling entpuppst und als anhängliche, drängelnde Klette. Was sie von dir sehen will ist, dass du den Kuss nicht für dein selbstwertgefühl „brauchst“. Sondern dass du ihn willst, weil es dir Vergnügen macht.
Das heißt, wenn du versuchst, sie zu küssen, und sie dreht sich schüchtern weg – und wenn du dann relaxt bleibst, und dich ganz normal weiter unterhältst mit ihr, ohne Enttäuschung, ohne Trotz, einfach mit derselben Wärme wie davor… dann macht das Eindruck auf sie.
Sie sieht dann, dass du kein verklemmter, bedürftiger kleiner Junge bist, der sie bloß küssen wollte um damit Bestätigung für sich selbst zu bekommen. Sondern sie sieht dich in dem Moment als einen starken, kompetenten Mann. Als einen Mann, in dessen Gegenwart sie sich sicher und geborgen fühlen kann. Was es ihr viel leichter macht, sich dir mehr und mehr zu öffnen und hinzugeben.
Sei keiner der Drängler und Quängler, die gleich in ein großes Loch der Unsicherheit stürzen, bloß weil eine Frau bei ihrem ersten Kussversuch noch nicht ganz warm gewesen ist.
Wenn eine Frau sich mit dir unterhält, obwohl sie spürt, dass du auf sie stehst, dann ist sie interessiert. Dein Job ist nur, es nicht zu vergeigen.
Gib ihr die Zeit, die sich braucht, um warm zu werden.
Hab Vertrauen.
Wenn sie sich beim ersten Anlauf wegdreht, dann heißt das nicht, dass sie dich nicht mag, oder dass du „keine Chancen“ hättest. Es heißt nur, dass sie noch nicht warm genug ist.
Du kannst dich einfach weiter mit ihr unterhalten. Und wenn du es fünf Minuten später noch einmal probierst, wird es wahrscheinlich klappen.
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