Leonard Baumgardt Lifestyle » Wie werde ich schlagfertiger?

Wie werde ich schlagfertiger?

Geschrieben von Leonard Baumgardt am in Artikel

Du hörst auf, es zu versuchen!

Guck, jeder Kerl träumt davon, immer die ultra-geile Antwort parat zu haben für jede Situation. Ich meine hey, es ist ja auch frustrierend manchmal:

Ein Mädel lächelt dich an oder sendet dir Signale, aber du raffst es nicht, und hinterher ärgerst du dich schwarz. Oder du unterhältst dich mit einer Frau die dir gefällt, sie fragt dich was, und stammelst erstmal nur dumm rum – und die perfekte Antwort, die fällt dir dann zwei Stunden später ein wenn’s längst zu spät ist. All diese Sachen nerven, logo!

Aber warum passiert dir das?

Es passiert dir, weil du nicht AUFMERKSAM bist.

Es passiert dir, weil du mit deinem Kopf an alle möglichen Sachen denkst während du in der Situation bist. Du denkst Sachen wie…

  • „Ich hoffe ich sage nichts Falsches“
  • „Wow, jetzt darf ich’s nicht verhauen“
  • „Wie kann ich sie beeindrucken?“
  • „Was denken die anderen Leute von mir?“
  • „Was hat das zu bedeuten was sie gerade gesagt hat?“
  • BLA BLA BLA

All diesen Müll hast du im Kopf. Du bist wie ein Computer, der zwanzig überflüssige Hintergrundprozesse laufen hat…

KEIN WUNDER DASS DER HÄNGT!

Jetzt weißt du also, warum du verklemmt bist und unspontan, und warum die die besten Comebacks immer erst hinterher einfallen:

Es ist weil du in dem Augenblick selbst beschäftigt bist mit allem möglichen Bullshit in deinem Hirn. Du bist beschäftigt damit, zu managen wie alle Anderen dich wahrnehmen sollen. Du versuchst, ein bestimmtes Bild von dir selbst rüber zu bringen. Und das kostet Energie, und deshalb bist du nicht wirklich „anwesend im Moment“. Später dann, wenn die Situation vorbei ist und alle Leute verschwunden sind, dann bist du nicht mehr beschäftigt mit „Image-Management“. Es ist schließlich niemand mehr da, den du beeindrucken müsstest. Und deshalb lässt du dann locker, und die perfekte Antwort kommt dir plötzlich wie von selbst. (Nur halt eben LEIIIIIDER ein bisschen zu spät! lol)

Alles logisch soweit.

ABER WAS ZUR HÖLLE MACHST DU DAGEGEN???

Ich zeig‘ dir zuerst, was du dagegen machen würdest wenn du richtig dumm wärst.

Wenn du richtig dumm wärst, dann würdest du ab jetzt anfangen, dir RICHTIG VIEL MÜHE zu geben, immer „spontan“ und „locker“ und „schlagfertig“ rüber zu kommen. Du würdest dann immer den Satz im Hinterkopf behalten, „Ich muss schlagfertig sein… Ich muss locker sein… Ich muss cool sein“.

Merkst du, warum das bescheuert wäre? :-)

Ganz genau…

Wenn du versuchst, locker und spontan und schlagfertig zu sein, dann hast du zu dem ganzen Müll der ohnehin schon in deinem Kopf vorgeht bloß noch einen Batzen MEHR MÜLL oben drauf geschmissen.

Jetzt geht die Laier also:

  • „Ich hoffe ich sage nichts Falsches“
  • „Wow, jetzt darf ich’s nicht verhauen“
  • „Wie kann ich sie beeindrucken?“
  • „Was denken die anderen Leute von mir?“
  • „Was hat das zu bedeuten was sie gerade gesagt hat?“
  • „ICH MUSS SPONTAN SEIN“
  • „ICH MUSS LOCKER SEIN“
  • „ICH MUSS SCHLAGFERTIG SEIN“
  • „WAR DAS GERADE SCHLAGFERTIG WAS ICH GESAGT HAB‘?“
  • „WIRKE ICH ANGESPANNT?“
  • „FUCK, ICH BIN NICHT ENTSPANNT GENUG!“
  • „DENKE ICH ZUVIEL?“
  • „BIN ICH IN MEINEM KOPF?“
  • …BLA BLA BLA…

Das ist was man „verschlimmbessern“ nennt:

Indem du versucht hast, dein Problem zu lösen, hast du’s bloß noch schlimmer gemacht. Zu den ganzen Hintergrundprozessen in deinem Kopf, die dich blockiert und ausgebremst haben, hast du jetzt noch ’ne ganze Latte hinzugefügt. Und das Ergebnis ist natürlich, dass du NOCH VERKLEMMTER bist, NOCH UNSICHERER und NOCH ABWESENDER als vorher!

Wie machst du’s richtig?

Ich erzähl‘ dir ’ne kleine Geschichte (ich wette, danach wirst du Lachen und hast’s geschnallt):

Ein junger Mann wollte Fechten lernen bei einem Zenmeister. Er ging also hin zu dem Zenmeister und sagt, „Bitte bring mir das Fechten bei“.

Der junge Mann hatte sich vorgestellt, dass er jetzt einen schicken Fechtanzug anziehen darf, und einen Degen in die Hand bekommt, und dann loslegen kann mit Trainieren. Das ist schließlich, was man erwarten würde, stimmts?

Aber der Zenmeister sagte zu ihm nur, „Wenn du Fechten lernen willst, schmeiß‘ mir den Haushalt. Du bist ab jetzt mein persönlicher Koch, mein Hausmeister und meine Putzfrau“. Der junge Mann war natürlich erstmal bissel baff von der komischen Anweisung. Aber der Zenmeister war der beste Fechter im ganzen Land, und deshalb gehorchte er ihm.

Von jetzt an war der junge Mann also beschäftigt mit Kochen, Bettenmachen, Wischen und so weiter.

Und hier kommt der lustige Teil:

Immer, wenn der junge Mann so richtig versunken war in seine Tätigkeit, immer dann hat sich der Zenmeister angeschlichen und hat ihm mit ’nem Stock eins übergezogen… WATSCH!

Nachdem das ein, zweimal passiert war, ist der junge Mann natürlich super-vorsichtig geworden. Bei allem was er gemacht hat, hat er nun höllisch aufgepasst:

  • „Wird der Zenmeister hinter der Ecke da drüben stehen?“
  • „Krieg‘ ich gleich eins über die Mütze während ich den Topf hier schrubbe?“
  • „Shit, ich wette gleich kommt er von rechts!“

Und natürlich… ganz egal, was der junge Mann erwartet hat, der Schlag des Zenmeisters kam natürlich immer von woanders. Wenn der junge Mann dachte, „Gleich kommt’s von rechts“, dann kam’s von links. Wenn er dachte, „Gleich kommt’s von links“, dann kam’s von rechts. Und manchmal, wenn er sich total sicher war, dass er gleich eine fängt, kam überhaupt nichts (und dann dafür später, wenn er sich sicher fühlte, ging’s plötzlich wieder WATSCH!“).

Scheiße war das frustrierend!

Je mehr sich der junge Mann Mühe gab, auf die Angriffe vorbereitet zu sein, umso schlechter vorbereitet war er.

Und das ist auch logisch:

Wenn du denkst, „Gleich kommt ein Schlag von rechts“, und du gehst schon in Position und hast alle Aufmerksamkeit nach rechts gerichtet… und dann kommt der Angriff plötzlich VON LINKS… dann brauchst du länger, weil du erstmal „umdenken“ musst. Es ist anders gekommen als du dachtest. Du wurdest überrascht. Und deshalb bist du erstmal geschockt, und es dauert eine Weile, bis gerafft hast was passiert. Eine Weile, in der dich beim Fechten längst der Degen vom Gegner getroffen hätte.

Irgendwann war’s dem jungen Mann zuviel.

Er hatte die Schnauze voll davon, ständig in Angst und Anspannung durchs Haus zu schleichen. Es war ihm einfach zu blöd jetzt.

Er sagte sich, „Scheiß drauf“ — und von nun an machte er seine Sachen, ohne sich drum zu kümmern „wo der Zenmeister sich wohl verstecken mag“ oder „von wo wohl der nächste Schlag kommen wird“. Es war ihm egal. Er dachte sich, „Ich kann eh‘ nix machen… wenn’s kommt, dann kommt’s eben“.

Und siehe da:

In dem Moment, wo es dem jungen Mann SCHEISSEGAL war, ob er eine mit dem Stock fängt oder nicht — in dem Moment hat er plötzlich wie durch Magie jeden einzelnen Überraschungsangriff abgefangen.

Früher war er immer wie blockiert. Wenn der Schlag kam, war er überrascht und erschrocken und wusste erstmal gar nicht, was los ist. Aber jetzt, wo er nicht mehr VERSUCHT hat, sich gegen die Angriffe zu verteidigen, war er plötzlich blitzschnell:

Wenn ein Angriff kam, hat er INSTINKTIV das Richtige gemacht.

Er brauchte nicht nachdenken.

ES GING ALLES AUTOMATISCH.

Und an dem Punkt hatte er’s begriffen:

All sein Nachdenken, all sein Vorbereiten, und all seine HOFFEN UND WÜNSCHEN dass er doch diesmal den Schlag abwehren würde — all das war das Einzige gewesen, was seiner „Schlagfertigkeit“ im Weg gestanden hatte.

In dem Moment, wo er all das losgelassen hat… in dem Moment, wo er aufgehört hat zu VERSUCHEN schlagfertig zu sein… in dem Moment WAR ER’S.

Trackback von deiner Website.

  • Theo

    Hey, Leo wo hast du die Geschichte her? Ich hab versucht sie zu googeln aber ich finde sie einfach nicht, außer auf deiner Seite…

    Sag bloß du hast sie selber erfunden?

    • leobaumgardt

      Mehrere Leute erzählen die Geschichte. Alan Watts. OSHO. Eckhart Tolle. Ich weiß nicht, wer die ursprüngliche Quelle ist.