Schüchterne Kerle beneiden die „Checker“:

Die Kerle, die Frauen reihenweise rumkriegen, und die damit prahlen, mit wie vielen Frauen sie schon in der Kiste waren.

Aber der Checker und das Müttersöhnchen, die beiden sind psychologisch gesehen auf genau derselben Entwicklungsstufe. In ihrer Entwicklung als Mann stecken sie beide fest.

Ich weiß noch, wie ich als unerfahrener Kerl damals mit einem Bekannten gesprochen habe. Ich habe ihn gefragt, mit wie viel Frauen er schon im Bett war. Er hat zu mir gesagt:

„Ich hab‘ die 1.000 geknackt als ich 20 war.“

Ich habe keine Ahnung, ob er übertrieben hat. Nach dem, was ich von ihm und seinem Leben wusste, habe ich es ihm geglaubt. Und völlig egal, ob’s nun wirklich 1.000 waren oder vielleicht nur 200: Es hat mich echt neidisch gemacht.

(Ich weiß noch, wie ich gedacht habe: „1.000 Frauen? Mein Gott, ich weiß nicht, ob ich mit so vielen Frauen überhaupt GEREDET habe in meinem Leben…“.)

Es ist leicht, sich von solchen Leuten beeindrucken zu lassen. Und es ist leicht, zu glauben:

„Wenn ich nur erst mit so vielen Frauen schlafe, dann werde ich wirklich frei sein, mich wie ein echter Mann fühlen, und nie wieder Probleme haben im Leben.“

Das ist der Gedanke, der Nette Jungs Pickup-E-Books kaufen lässt. Wenn du nur erst den Trick raus hättest, wie du Frauen dazu bringst, dass sie dich wollen, dann wäre dein Leben gerettet… dann wärst du wirklich „angekommen“.

Und der Gedanke ist eine große FETTE Lüge.

Denn Frauen hinterher zu jagen, oder zu lernen, welche Köpfe du wann drücken musst, damit du von Mädels kriegst was du willst — das ist alles Mutterkomplexverhalten. Es ist das Verhalten des kleinen Jungen, der Angst davor hat, dass Mama ihn nicht mag, und der alles dafür tut, um ihr zu beweisen, dass er würdig ist. Nur eben, dass wir Kerle dieses Verhalten als erwachsene Männer weiterführen — nicht mit Mama, sondern mit Frauen insgesamt.

Dass es heute so viele Männer gibt, die sich Frauen gegenüber entweder in der Opferrolle fühlen, oder die den einzigen Ausweg darin sehen, Frauen zu manipulieren und zu benutzen, dann liegt das auch einfach daran, wie wir Jungs heutzutage aufwachsen. Praktisch alle Erziehungspersonen vom Kleinkind bis zum Abiturient sind Frauen. Du hast Kindergärtnerinnen. Du hast Lehrerinnen. Und natürlich deine Mutter. Die Väter sind arbeiten, oder sie hängen vor dem Fernseher, oder sind geschieden und leben woanders. Und Männer als Lehrer in der Schule oder Erzieher im Kindergarten sind sowieso eine Seltenheit.

Das Ergebnis:

Als Mann wirst du die ersten 20 Jahre deines Lebens darauf dressiert, die Erwartungen von Frauen zu erfüllen.

Und dann, in dem Moment, wo du aus der Schule kommst und das System so einigermaßen verinnerlicht hast… in dem Augenblick heißt es plötzlich:

ÜBERRASCHUNG! Die Regeln haben sich geändert!

Im Datingleben heißt es jetzt plötzlich:

„Frauen wollen einen Mann, der weiß was er will.“

(Was natürlich an sich schon eine widersprüchliche Botschaft ist: Frauen erwarten von dir, dass du dich nicht nach ihren Erwartungen richtest — was aber an sich ja schon wieder eine Erwartung an dich ist.)

Kein Wunder, dass der Mann von heute endlos verwirrt ist. Nimm dann noch die YouTube-Gurus dazu, die dir sagen wie du dich verhalten sollst (*hust*), und am Ende weißt du wirklich GAR NIX mehr.

Das Ding ist:

Zu versuchen, sich nach dem zu richten, was Andere von dir erwarten, ist ein hoffnungsloses Unterfangen.

Es ist unerwachsen. Es ist anstrenged. Und Enttäuschung ist vorprogrammiert.

Du hast dich dein ganzes Leben schon bemüht, Frauen zu gefallen. Du hast versucht, deine Mutter zu beeindrucken, deine Deutschlehrerin, und die nette neue Arbeitskollegin. Was hast du erreicht? Du fühlst dich wie der Kerl, der so viel für Frauen tut, und der trotzdem nichts (oder viel zu wenig) zurück bekommt.

Der „Nette Kerl“ spielt immer (wie beim Billard) „über die Bande“:

Er hat zu viel Scheu und Unsicherheit, um sich Frauen direkt zu zeigen. Und so denkt er sich, „Okay. Ich muss einfach die richtigen Knöpfe bei ihr drücken, und dann wird sie mir von sich aus geben, worauf ich die ganze Zeit heimlich hoffe.“

(Und natürlich wird er sofort von Reue gepackt, sobald sein Spiel mal aufgeht. Denn wirklich von einer Frau zu bekommen, was er sich schon immer gewünscht hat — das MUSS falsch sein. Das KANN er ja gar nicht verdient haben. So jedenfalls denkt ein Teil von ihm, und die Folge ist, dass Nette Kerle sich häufig selbst sabotieren. Angst vorm Versagen, und Angst vorm Erfolg. Das ist was den Netten Kerl im Kreis laufen lässt.)

Welcher Typ Mann also hat die Lösung?

Der hoffnungslose Romantiker, der zu nett ist für diese Welt? Oder der Don Juan, der die Frauen umwirbt, der sie reihenweise flachlegt und wieder verlässt, gepackt von der Sucht nach der nächsten Eroberung?

Keiner von beiden. Weil sie beide in einem Muster gefangen sind, das ihnen Energie raubt. Beide Verhaltensweisen sind kompulsiv. Das Träumen und Sich-als-Opfer-fühlen genauso wie das Jagen und Punkten-müssen. Beides sind Strategien zur Bewältigung von Angst und innerer Leere. Es sind die Strategien des kleinen, verängstigten Jungen, der vor dem Leben davonläuft.

Die wirklich Herausforderung für uns Männer sind nicht die Frauen.

Die wirkliche Herausforderung für uns ist, den „kleinen Jungen“ zu überwinden, und zu einem erwachsenen Mann zu werden. Und zwar zu einem erwachsenen Mann, der sich nicht über Frauen definiert, sondern aus sich selbst heraus.

Ein paar Beispiele dafür, was der Unterschied ist:

  • Der Junge manipuliert, um durchzusetzen was er will. Der Mann spricht seine Bedürfnisse offen aus und steht für sie ein.
  • Der Junge lässt über sich drüber trampeln und fühlt sich als Opfer. Der Mann setzt Grenzen.
  • Der Junge geht Konflikt aus dem Weg. Der Mann stellt sich Konflikten, steht sie durch, und überwindet sie.
  • Der Junge versteckt seine Fehler, will perfekt sein, von jedem gemocht werden, und wirkt damit eindimensional, unecht, und langweilig. Der Mann akzeptiert sich selbst mit seinen Fehlern und steht zu ihnen (und wirkt damit authentisch, bodenständig und verlässlich).

Den Weg anzutreten vom kleinen Jungen zum erwachsenen Mann heißt, die eigenen Ängste zu konfrontieren. Es heißt, weiter zu gehen als du bisher gegangen bist. Es heißt, Dinge zu tun, die du dich bisher nicht getraut hast.</p